Essayistisches


Inkarnation des Textes 2

DIE FÜNFTEN AKTE VON OPERN ENDEN MEIST GRAUSAM GEGEN DEN SOPRAN.
Still gestellt. Durch welche Aktion eines Henkers welchen Scharfrichters, der ein Mann ist, oder eher männlich, eines Geschlechts maskulin. Scharf ausgerichtet der Linie entlang dem Lichtschlag. Genauer. Noch einmal. Auf der Sohle des festgestellten Fusses elf Fliegen. Ohne das Schimmern anzuzeigen, das an Fliegen klebt, wenn sie Schmeissfliegen sind. Schmeissfliegen, auf Fleisch, totem Fleisch. Nicht wegzuschauen.
Wessen Fleisch, das mag gefragt sein. Fleisch, gehörig. Fuss eines Metzgers, mag sein, sie fährt zusammen, schon ist sie ganz zusammen, womit jedoch, der Farbe, Fusstritt einer Farbe, erliegen. Süsser Abgang von ein wenig Schmutz, ein einzelner junger Fuss, junger Fusses, nicht, nein, kein rosa Kinderfüsschen, gewiss nicht.
Stillleben eines rechten Fusses, Torture-Morte, Marcel Duchamp, der recht ist, rechts, übrigens carnifex, als einer der, indem er in Stücke zerhaut, Fleisch, bereitet, auslegt auf der Bank. Zum Braten dressiert. Arbeit eines Fleischers, warum ich das, genau das, Bild eines Berufsmannes, warum nicht. Weshalb einer Fliegen hinmacht. Ohnehin. Müsste ergreifen, müsste sie sich begreifen, verzaubert in den Anblick sie kann nicht.
Auch Stubenfliegen, das weiss sie noch, dieses Verschiedene von Fliegen. Dass Fliegen Haut lieben. Sie liebkosen. Trinken, das Feuchte lecken.
Sie lecken am Lebenden, kann sein, einer Fusshaut gerade eben noch ein Lebensrosa gerade noch erblickt ertastet mit Augen ersehen, oder ein Verblick, ein wenig Gelb schon, Blässe des Fusses schon ein wenig, wenig. Und ist schon abgestorben, Fleisch gemacht, Ich gebe Fleischfarbe, geht es um Fleisch. Es geht.
Fliegen, wenn sie über Fusssohlen laufen, das Kitzeln geht an, schon wieder, durchfährt sie, sie zuckt, kichert. Versuche, die Füsse still zu halten, misslingen.
Oder im Gegenteil über Augenbetrug hinaus. Und greifbar Fuss eines Metzgers, mag sein, sie fährt zusammen, schon ist sie ganz zusammen, womit jedoch, der Farbe, Fusstritt einer Farbe, erliegen. Süsser Abgang von ein wenig Schmutz, eines einzelnen jungen Fusses, nein, kein rosa Kinderfüsschen, gewiss nicht Marmor einzelnes rosa Füsschen. Schon im Fliegensitze. Oder Schreienstätigkeit Fliegentod Fleisch. Fleischmachen, eine Arbeit er macht Fleisch. Randfüssig oder Arbeitsinstrument, wenn sie ihm zuschaut. In der einströmenden Sonne eine Wolke aus Fliegensummen. Knochen. Das Licht blendet nicht. Nicht heute. Für fünf Menschen Voressen und ein Füsschen bitte. Präparierte Namensregale es ist heiss. In Honig verlegt, du, dein Fuss und dein Fuss.
Schon der frühe Morgen ist heiss. Es ist ein Sommermorgen. Ich. Der Mann. Frau. Eine. In der heissen Sommersonne gaukeln sehr viele, unzählige, Bläulinge über den abtrocknenden Kuhfladen, setzen sich kurz ab, verweilen, zeigen das Bräunliche der Flügelunterseiten, ihr Lüften und Atmen, sie nehmen ihr Flattern wieder auf, in uneinsichtigem Wechsel, Thymianduft, Heugras, Zertretenes am Fuss Lehmiges aus der schon vertrocknet gemeinten Delle, eine der grösseren Lachen noch gestern, nach dem Gewittersturm.
Oder gestern am Bach oder zum Rufen angesetzt.
Et incarnatus est. Sie ist sein Fleisch. Das sie aufzählt. Mag sein. Inkarnation = Fleischwerdung, incarnare = zu Fleisch werden, jetzt, gerade jetzt. Die Fliegen, die Hitze. Die Jalousien des Mittagsschlafs. Das Zimmer mit seinem Fenster. Du holtest das vorgeschobene Verb. Später, früher, ja, früher, nicht vorher, vorher war sie auf dem Balkon gewesen, eine Terrasse eher, sie war kleiner gewesen, früher, die Terrasse, ein kleiner Hin¬ausbau, ein Auskragen, kleines Absinken gegen den Garten hin, ein Meer vielleicht, ein Steg weit in den Sand hinaus, zum Wassersaum beinahe hin, dort dann die Wiege im Schatten eines gespannten Tuchs, der Durst, zu der Zeit, der früheren Zeit, soll Andauern geschehen. Andauernd kleiner, ein dauerndes Sinken, absenken, auffliegen, der Lichtbalken, die summende Wolke, das Fliegensingen, dem das Kind nachgab. Dann Fliegenknall was mich angeht Lappenwurf gegen Stechfliege. Ein seltsames Süsses von zaubert von Wort zaubert kommt es daher, das sich eine Umgebung schafft, Zärtliches in Bildern Inkarnat, Farbe des Fleisches, spricht. Sieht sie Haut an. Der Fusssohle. Ich streiche die Falten aus. Des Tuchs, auf dem sie liegt, sie drückt, brennt. Haut. Kleid. Die Fliegen zeigen das Fleisch in seiner letzten Form an. Die Fliegen und der Gestank.
Dann ging es nur noch darum, das Grelle am Nachziehen des Fusses zu begreifen.
Ich halte ein Ohr an die eine der Flaschen, in welcher ich meine, eine Bewegung zu sehen. Er schrieb, dann tänzeln Formen in transparentem Dispositiv, geschlossenem Kreislauf, die Fliegen oder zwischen Traum und Präzision des Experiments im Labor ein Mikrokosmos, schrieb Henrik Hakanson, es möchten akustische Informationen wahrer Liebe sein wahrhaft kaustisch letale Installation für Drosophila melanogaster medium blue formule 4-24 lockt Mikroludien Dionaea muscipula wenn variable Dimensionen einer Luke lächelt True Love mit Insekten und fleischfressenden Pflanzen, Wasserflaschen aus dem Vorrat, PET, recyclierbar, in der einen die Lebensgrundlage der Fruchtfliegen blaues Substrat oder möglicherweise nährende Flüssigkeit, in zweiter Wasserflasche dann grün schimmernd die jungen Pflanzen auf schwärzlicher Erde, so wirst du es sehen, hätte er möglicherweise geschrieben, die Flaschen je vom Boden abgehoben aufruhend auf einem der üblichen Fotostative, die beiden verbindend ein, so schien es mir nun, ein mehrere Meter messender lichtdurchlässiger Kunststoffschlauch, genügend eng genügend weit für eine Passage den Durchflug, mit Briden festgemacht an den Flaschenmündern, Ventile, was ihm dienlich schien, zur Regulierung, des Durchflugs, im System eingeschlossener Traum. Wo, riefst du, das hergenommen, das alles, heute, true love recycled. Abgeschwächtes Sonnenlicht, damit die Pflanzen nicht absterben wegen allzu grosser Hitze. Obzwar Mikrolupen ins Spiel abgetaucht, damals, der andere und sie auch gerade noch Kinder, Welten aus Moos und Kieseln ins Seeufergestein gebaut, aus Zeigen und Horchen, auch zwei Muschelschalen, zwischen den Schilfhalmen im sanften Sand entdeckt Malermuscheln, Schwappen eines Sommers im Wasser, was sie dazu sagen möchte.
Hier einklappen die Hörner spriessen schon, sagt er, der dem Tier über den Kopf fährt.
Bienen in den Haaren. Kleine Nachtmaschinen befremden Orte auf Vertrautem zeichnen ins Schwarze das Zirpen von Monden man bewirkt das Licht Geräusch, denn es lässt ein Griff sich bewegen, eine Taste drücken, ein Aufleuchten ist eingerichtet, der tote Falter öffnet und schliesst die Flügel, bis die Spannkraft der Feder nachlässt. Dann Kekse, Schmetterlinge gesammelt, das war es. Motten, Schmetterlinge, Bienen, Fliegen. Alle mit einigen Namen versetzt. In Formalin gebadet, das Kalb, die Biene. Sonnenmumien, Fragmente konservierter Abstecher, Meteoriten, da hast du es. Einbüchsungen, klebriger Rand am Rand und. Bienen im Haar. Bis dann also. Aber schon tot. Nach Umschlägen Eingelegtes. Zungenlang. Wie andere Universenkonzentrate. Zeilenweise abgesackt, im Silbersalz hart, was trägst du da ab da wo eingezirkelt.
Dann ging es nur noch um das Gellen beim Nachziehen des Fusses.
Das verwesende Fleisch, sei es tierisch, sei es menschlich, ist nie einsam. Tatsächlich, lange bevor die Totenstarre eintritt, besetzen schon die Fliegen die noch warmen Körperöffnungen, wo sie sich begatten und ihre Eier legen. Eine nur einzelne erst eine eine erste Schmeissfliege setzt auf dem toten Fuss Auge ab, hockt, züngelt, fliegt auf, setzt hin grouille-toi Fliegenverein dich verkuppeln und Eier gelegt Larventanz in Zeilen Wimmel gelacht aber rasch entschlüpft ausgekrochen das tut und macht und stinkt Maul Augen Arsch Loch um Loch ist Ablegestelle für Eierauflagen. Es wimmelt stinkt schon, bevor noch die Leichenstarre eintritt am Tier am lebenden Tier schon Maden. Die rasende Vermehrung der Larven ruft zuerst die Zersetzung der weichen und flüssigen Materialien hervor, des Gehirns und der Eingeweide, dann erst des quellenden Fleisches, das sich von den Knochen löst, zuletzt der Sehnen. Die Knochen, es sei denn sie würden verbrannt, sind unverweslich.
Die Leuchtkraft des Mondes im Innern der Glühbirne lässt sich regulieren im Drehen eines Gummikopfs, der seinerseits gleichzeitig eine kleine Nadel darüber umdrehen macht. Bei einer bestimmten Helligkeit bildet sich ein Halo um den Mond als ein Reflex seines Leuchtens an der Innenfläche. Ich drehe am Gummi. Flügel diverser Insekten in Schachteln geborgen.
Leise bewegt sie die Schachtel. Sie denkt daran, wie sie die Tür offen vorgefunden hatte. Der Hund war da. Ihr fielen die Spinnennester z.B. an Fassaden, in Durchgängen, in Winkeln auf der Fläche, ein, in Abhängigkeit von der Art der nächtlichen Beleuchtung als wattige Polster oder als stille, dunkle Flecke, sie dachte daran, wie sie nach der Klingel suchte. Dann war sie zurück zum Bus gegangen. Objektträger, planparallele Glasplatten, Lamellen, jede 2.6 x 7.6 cm, dann das zu beobachtende Präparat ein Fliegenkopf, ein Schmetterlingsflügel oder Querschnitt durch ein fleischiges Blatt aus dem Garten, Wasser aus dem, ja, irgend ein Wasser, das ihr genügend verdreckt erschien oder auch bloss leicht trüb von Algen, wie sie schon wusste, Seewasser, darüber das hauchdünne Deckglas geschoben, so weiss sie das von damals, als ihr der Gebrauch des da schon veralteten Mikroskops erklärt wurde. Wer erklärte, wer übergab es, wie war das Mikroskop in ihre Hände gekommen. Mögliche Fragesätze, nein, sie erinnert sich, wen geht das an. Auf Gläser gemalte, gravierte Andeutungen Schattenhaftes von Tinte Abgelagertes, Farbschlieren, mit der Feder aufgebrachtes flüssiges Wachs, sie schüttelt die Schachtel, bis sie ein leises Klirren zu hören vermeint. Entnahmen organischer Materie, gefangen in klarem Harz sie weiss es noch der Geruch das Aufbringen der hellen Flüssigkeit, wenn es eine war, Balsam, ein Balsam für den Käfer, ein Druck auf seinen Leib, die schönen Flüglein auseinander zu spreizen, noch etwas stärker pressen, das Weiche spritzt heraus, fixieren, rasch, wie hiess noch der Balsam, Kanada, linder Name, lindernd, aufgebracht, oder die Ränder des Deckplättchens verleimt, nur so tun. Oder Schrei, eine Opernhaftigkeit, eine Wiederholung, eine unbewältigte Menge Kakerlaken, raschelnd setzt es ein, Eintrüben, ein kleiner Schwindel, ja, hatte sie dann gerufen, 18. Juli, klar, aber wieso denn.
Ich sah mich, wie ich hinschaute, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ein schmaler Lichtstreif blieb noch, das vertraute Dunkel, im Licht die kleine, tote Spinne, totgemacht, möglicherweise totgeschlagen, hübsche Schatten werfend, ich dachte daran, wie sie musterte, Schatten der Reste der Spinne, mehr weiss ich nicht. Gelbbilsig blasig immer dieselbe Blattkante erreichen. Während an meinem Gänsefuss Gästefuss kriechbewegtes Körperchen Netz spannt, aus niedriger Sicht an den weissen Melden gezupft, zur Suppe junge Triebe weggebrochen, auch der Wind hat sein Vergnügen an schnellen Spinnen oder splittergelb oder ein Rad schlagen Spinnwebkadenz quer durch die Grammatik des Maschinchens, eines andern, sehr blauen, Schmetterlings, ins Nackte getrieben. Dann eher Messingfarben oder Grün von Unkräutern im feuchten Untergrund da treibt man das Vieh zusammen jeden Abend ab in den Stall zum Melken.

Anmerkung: Diesem Text liegen folgende Arbeiten zu Grunde / Quelle Katalog von Dart D’Art, Arles 1999:
Fliegen, Stechfliegen. Hitze.
Marcel Duchamp, Torture-morte 1959, bemalter Gips und Fliegen, Musée nationale d’art moderne Paris; Jacques André Boiffard, Les Mouches, 1929, Fotografie, Kollektion Klaus Behnken, Berlin; do. Ohne Titel, 1932/33, 24x18, Musée national d’art moderne Paris
In blauem Substrat Formel 4-24
Henrik Hakanson, True love, 1997, Installation mit Insekten, fleischfressenden Pflanzen, PET-Flaschen, Plastikschlauch, Briden, Ventilen, Klemmen, Stativen, verschiedene ausführungen, Coll. du Fonds régional d’art contemporain Languedoc Roussillon
Nachtmaschinen
Michel Huisman, Sans titre No. 37, (Machine de nuit) 1988, Stahl, Glas, Ölfarbe, Acryl, Stedelijk Museum Amsterdam; do., Sans titre No. 59 (Machine de nuit) 1995, Holz, Ölfarbe, Eisen, Bronze, Elektronik; Sans titre No. 60 (Machine de nuit), Holz, Eisen, Chrom, Elektronik, Privatsammlung Holland; Gábor Kerekes, Collection de papillons, 1991, épreuve aux sels d’argent, 27.9 x 35.6 cm; do., Insectes, 1992, épreuve aux sels d’argent, 27 x 20.2 cm, Courtesy Zinc Gallery Stockholm; Rebecca Horn, Seraphinas Lovers, 1992, Ailes de papillon bleu, moteur, bloc acier, Coll. Daniel et Florence Guerlain;
Flügel diverser Insekten in Schachteln geborgen
Paul Riché, Mémoires d’insectes, 1994, Boîte à lamelles renfermant 25 dessins sur lamelles de verre, encre, aquarelle et cire, 14.5 x 10.5 cm, chaque lamelle 2.6 x 7.6 cm, Coll. Particulière; Joan Brossa, El planeta de la virtut, 1994, Cafards en plastique. Dimensions variables. Mairie de Barcelone.
Spinnen
The spider that died in Mark Twain’s House, 1997, araignée dans une diapositive, Cornelia Parker.)


Rote Nase 1

Lernprozesse mit tödlichem Ausgang
Im Hallraum des Geschlechterlabors leuchten bunte Nasen. Eine ist mehrere ist rot. Dazu das Zitat aus „über Gewissheit“ von Ludwig Wittgenstein „§ 501: Komme ich nicht immer mehr und mehr dahin zu sagen, dass die Logik sich am Schluss nicht beschreiben lasse? Du muss die Praxis der Sprache ansehen, dann siehst du sie.“ Was machen Sie da? Was machen Sie hier? Pause. Ich mache Pause. Ja, ich mache Pause, hier auf diesem Pausenplatz, der keiner ist. Ich kenne mich nicht aus. Ich frage die Frage, die sich stellt, wenn ich zu schreiben ansetze, während ich schreibe, dies Schreiben schreibe. Vor jedem Schreiben. Was TUN?
WAS tun? Etwas tun? tun? Hineinschauen?
Hineinhören? in das Arbeiten der Sprache. Hineinschreiben in das Arbeiten der Sprache. Die Sprache ertappen in ihrem Arbeiten, indem ich schreibe. Nicht ohne vor dem Ungekannten zu sein, eine rote Nase im Gesicht. Dabei schlage ich Ratschlagen vor. Oder das Rad schlagen über die rote Nase hin-weg, die mir im Gesicht steht. Steht sie mir? Jaja.
Die rote Nase ein Orientierungszeichen für Möglichkeiten Fasnacht. Wie ich mich gebärde dabei.
Fasnacht und alle sind (nicht) maskiert. Gebärden, Laute, Worte, Aktionen und ihre Geschlechtseffekte „Geschlecht erkennen? Nein, Geschlecht sehen als Wirkung und als Handlungsanweisung – als Gebrauchsanweisung in Situationen mit ihren unterschiedlichen Orientierungshorizonten. Doch was macht eine Situation aus? Wenn ausmachen auf erkennen verweist und nicht auf Lichter löschen. Eine Situation. Ist sie geformt? Ist es das Geformte, das sie ausmacht, und man bewegt sich. Spricht. Und schon sind es zwei. Situationen? etwas ist Element von Situation. Zum Beispiel die rote Nase. Da sind schon drei da, die rote Nase, das Geschlecht, das Tun.
Zum Beispiel dies tun. Diese Behauptung aus sprechen: männlich / Mann, weiblich / Frau liegen SO in unseren Leben drin. Als Leerstellen, um die sich alles dreht? Im Wirbel des närrischen Tanzens? Also männlich / Mann, weiblich / Frau durch Leerstellen ersetzen. Kann das sein? Was könnte da in Gang kommen? Oder verbergen sie womöglich solche? Liegen als Deckel auf Leerstellen? Ungekannt? So-bald männlich / Mann, weiblich / Frau gesagt (gedacht, aktiviert etc.) wird, steckt eine, einer und so weiter schon mitten drin, im Hallraum mit seiner Musik der Begriffe. Die verweisen auf. Und darauf. Und sagen? Sagen sie? Was ist? Was der Fall ist und umtreibt? Ein Begriff, zielt der überhaupt auf etwas, das ist. Ist da nicht die Frage schon längst falsch gestellt? Sind wir nicht deshalb auf das Tun gestossen? Aber einfach ETWAS tun? Einfach tun, um das Tun einzuschränken, einfach etwas Ver-blüffendes tun? Eine rote Nase aufsetzen. Von der die Frage nach dem Wie her, die schon jahrelang beschäftigt. Wie steht es mit den Männern und den Frauen, dem Weiblichen und dem Männlichen etc. etc. was geht da ab, wie arbeiten wir da, wie arbeitet da Sprechen mit. Auch da wurde schon lange und viel darüber gesprochen, geschrieben, veröffentlicht. Eine unendliche Geschichte.
Es komme nicht mehr drauf an – wird behauptet – die Wirklichkeit zeige sich. Anders!!! Männlich, weiblich, gar eine grosse Menge roter Nasen. Unterwegs als – Leerstellen? an die sich alles hängt? Leerstellen, die … und schon ist auch der prädikative Relativsatz da und mit im Spiel, das kein Rollen-spiel ist, sondern ein Sprachspiel, und bestimmt, will bestimmen, will SOLCHE Zusammenhänge. Grammatik der Geschlechterverhältnisse; grammatisch-logischer Ort des Geschlechts.
Also Grammatik tun. Wir tun Grammatik, wenn wir uns verhalten. Grammatik spielen? Um eine unbe-kannte? Sprache zu gewinnen? Um die notwendigen und die hinreichenden Bedingungen für den Gebrauch von männlich / Mann, weiblich / Frau bzw. von roten Nasen zu (er-)finden? Um im weiteren dann davon abzusehen oder auch nicht? Wer weiss das schon. Jedenfalls lernen. Achtung, Gefahr! Lernprozesse können einen tödlichen Ausgang nehmen. Was machen Sie da? Was machen Sie hier? Ich trage eine Maske. Da ist der Bluff nicht weit, der eine kleine Erhebung im Gelände bezeichnet. Und verblüffen mag.
In Situationen? Als Situationisten der roten Nase? Gleitend. Au weh! Schon aus. Geglitten?


Rote Nase 2

Was es einmal gab, sei dahingestellt
Nämlich, da gab’s ja mal und wieder und wieder die Idee, die Welt zu verändern, rief die Clownin, und legte die rote Nase auf den Tisch neben all das Geschriebene. Wie das dann leuchtete, wie das dann so hell und laut das Publikum beleuchtete im Rund der Arena. Das versuchsweise die am Eingang übergebenen roten Nasen über die eigene oder über jene des Nachbars stülpte, der ein Publikum war und jeder war ein Publikum reihum. Ereignete sich somit etwas und was war das mit Hilfe eines kleinen Dings aus weichem, rot eingefärbten Schaumstoff, man applaudierte. Das also geschah.
Es geschah also ein Aufsetzen eines ums andere es geschah ein Ablegen, ein Herumschauen und ein Kichern und ein beschämtes Wegsehen Absehen und es kam eine weitere Frage auf. Es ergab sich die Frage nachdem Ereignen und eignet sich dazu etwas, eignet sich ein Aufgesetztes, das, rief nun der Clown, das demaskiert, indem es maskiert. Minimal und verblüffend. Ich, plötzlich, einzig, je einzig, aha. Da stellte sich gleich auch die Frage nach dem singulären Subjekt in den Weg, auf dem wir an-hand der roten Nase einherstolpern.
Ein Bluff ein rotes kleines Ding war ins Gesicht: gedacht? wenn gesetzt?, allez hopp, durch die Arena, allez hopp, still gestanden! „Ich weiss nicht, warum ich handle wie ich handle (könnte keine Prinzipien nennen, auf die ich mich dabei stütze), warum ich spreche wie ich spreche, warum ich bin wie ich bin.“ (2) Dann erneuter Anlauf und, hopp, über den Bluff, was eine Anhöhe meint, ein Übertriebenes, also Hyperbolisches, hinaus, und schon die Grenze berührt? Und schon in der Grenze verfangen? Welcher Grenze? "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos?" (3)
Erstaunt schaut sich die Clownin um. Erstaunt blickt das Publikum in die Runde der veränderten Welt.
„Die Nacht war überstanden. Raoul P., Medizinstudent in Paris im zweiten Jahr, verliess hastig, ange-spannt das Hôtel particulier Tallard, Wohnung und Zuflucht, mit schnellen Schritten.“ (4)
Im Geheimen? „Weder in der Philosophie, noch in der Kunst geht es um Beweis oder Meinung. Es geht um eine Setzung, um Behauptung. Die Behauptung unterscheidet vom Beweis und der Meinung, dass sie ohne Gewissheit auskommen muss.“ (5) Und nur sie weiss darum? „Wie viel Rot erträgt ein Mensch?“ (6) Mit dem der Nase aufgesetzten Rot ins Tanzen geraten? Die so sehr rote Nase lieber an der Hand genommen? Die Nase mich, an der Hand?, quer über die Strasse? wo hin? Kennzeichnend. Inwiefern? Weder ein Männlich noch ein Weiblich kennzeichnend? ein Feld des Nicht, dies und nicht das, eröffnend? Steinweg schreibt „Philosophie ist eine Lebensform, die die Grenze der Erkenntnis-möglichkeiten ohne Sicherung in einer Art höherer Erkenntnis beschreibt. Philosophie reicht ins Jen-seits des Erkennbaren und ist deshalb mehr als bloße Feststellung von Erkenntnisfähigkeit.“
Oder von Nasführen sprechen. Die rote Nase ein kennzeichnendes Ding im Offenen des Schauplatzes. Ich eine Genasführte. Dies mir ins Gesicht sagen, ruft nun die Clownin im Chor, den sie mit sich und der roten Nase bildet, und greift nach dem Taschentuch, mit welchem sie sich nachzuwinken pflegt. Schon winkt sie aus der Helle der Scheinwerfer ins wilde Dunkel des lieben Publikums.


1 Titel einer Arbeit von Alexander Kluge
2 Urs Graf, unveröff. Text
3 Alexander Kluge
4 Inka Freye, unveröff. Text
5 Marcus Steinweg, Philosophie als Wahrheitsbehauptung, 33 Thesen
6 Isabelle Fassbind, unveröff Text